Rhönklubsenioren im Scheppenbachtal
Der Märzwanderung der Dipperzer Rhönklubsenioren führte in das Scheppenbachtal. Wanderführerin Friedel Barthelmes konnte 22 Rhönklubfreunde bei sonniger aber doch noch etwas kühler Witterung am traditionellen Treffpunkt am Bürgerhausparkplatz mit einem herzlichen „Frisch auf“ begrüßen. Mit PKW’s ging es über das Grabenhöfchen hinunter in das liebliche Tal des Scheppenbaches nach Liebhards. Hier konnte man feststellen, dass der Winter die hohe Rhön noch etwas kräftiger als unsere Vorderrhön im Griff hat. Ziel unserer ersten Wanderetappe ist die kleine Kapelle oberhalb der Eckweisbacher Hute neben dem Ziegelhof. Zunächst geht es den sogenannten Silberhauck Richtung Kesselhof bergan, um das Rauschelbachtälchen zu durchschreiten. Gemütlich überwinden wir die Höhe und schon begrüßt uns die kleine Bergkapelle als wahres christliches Rhöner Kleinod. Sie befindet sich in Privatbesitz des Ziegelhofbauern und wurde von ihm gemeinsam mit verschiedenen Gönnern vor einigen Jahren grundlegend restauriert. Sie befand sich zuvor in einem jämmerlich verfallenen Zustand. Ergänzt wird der als Garten gestaltete Vorplatz von 14 neu geschaffenen Kreuzwegstationen. Alljährlich am 15. August, dem Fest Maria Himmelfahrt, findet dort ein festlicher Gottesdienst statt, der auch von einigen Dipperzer Rhönklubmitglieder immer wieder gern besucht wird. Durch einige Schneewehen geht es auf der Höhe entlang Richtung Eckweisbach. Einen herrlichen Ausblick eröffnet sich in das noch weiß gekleidete Scheppenbachtal mit den vor uns liegenden Dörfern Liebhards und Eckweisbach sowie der Milseburg im Westen und dem Auersberg mit seiner Burg im Osten.
In Eckweisbach statten wird zunächst der mächtigen St.-Michaels-Kirche einen Besuch ab. Bernhard Weber lässt die Wanderer einiges über die Geschichte der Pfarrgemeinde und des Gotteshauses wissen, die im folgenden kurz wieder gegeben wird. Im Jahre 1420 gehörte Eckweisbach – wie nahezu die gesamte Vorderrrhön – zur 1093 errichteten Großpfarrei Margretenhaun. Im Jahr 1682 erfolgte aus Kleinsassen und Eckweisbach die Gründung einer selbständigen Pfarrei, die von 1722 bis 1867 würzburgisch war. In dieser Zeit wirkte u. a. ein Kaplan namens Julius Sell aus Premig in der Nähe von Bischofsheim. Nach Eckweisbach wurde dieser in einen Ort im Frankenland versetzt. Überlieferungen besagen, er sei an Heimweh nach Eckweisbach, wo er viel Liebe gefunden habe, verstorben. Er hat das Kreuz auf dem Friedhof gestiftet und als er zum Sterben kam, gab er seinen letzten Willen kund: „Sein Herz sollte auf dem Friedhof von Eckweisbach ruhen.“ Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt. Zwei seiner Brüder brachten das Herz in einer Glaskapsel nach Eckweisbach wo es auf dem dortigen Friedhof beigesetzt wurde. Dort ist heute noch seine Grabplatte vorhanden.
1903 wurde Eckweisbach eine selbständige Pfarrei. Wie aus der Dorfordnung hervorgeht, hatte Eckweisbach bereits 1680 eine Kirche. Anstelle dieses Gotteshauses wurde nach einem Brand 1749 eine neue Kirche errichtet. Dieses Gotteshaus wurde Ende des 19. Jahrhundert baufällig und genügte der wachsenden Seelenzahl nicht mehr. Der damalige Lokalkaplan Emil Atzert übernahm das schwere Werk, die heutige Kirche zu bauen. Er wurde auch der erste Pfarrer der jungen Pfarrei. Die Baupläne stammen von dem Diözesanbaumeister Güldenpfennig aus Paderborn. Ausgeführt wurde der Bau durch den Baumeister Justus Wiegand aus Rasdorf. Die Grundsteinlegung erfolgte am 31. Juli 1898. Ein Jahr später schon am 7. August 1899 – also 150 Jahre nach der Weihe des alten Gotteshauses – fand die Weihe durch den Fuldaer Bischof Adalbert Endert statt. Es war seine erste Kirchweihe des noch jungen Bischof.
Die Kirche ist eine gotische Hallenkirche mit drei Schiffen. Der alte Turm blieb erhalten und wurde in das rechte Seitenschiff mit einbezogen. Die Decke besteht aus Kreuzgewölben, die von sechs runden Sandsteinsäulen getragen werden. Der Turm hat eine Gesamthöhe von 42 Meter. Der Chorraum verfügt über drei wunderbare Fenster mit Glasgemälden.
Der Hochaltar ist in seinem Unterbau aus Sandstein gearbeitet und mit einem mit Maßwerk verziertem, feinsten Kalkstein verkleidet. Der stilgerechte gotische Aufbau besteht aus Eichenholz und entstammt einer würzburgischen Kunstschreinerei. Links vom Tabernakel ist die Verkündigung Jesu Geburt und rechts die Geburt in Holzschnitzerei dargestellt. Ein herrlicher Schmuck der Kirche stellen ferner der linke Seitenaltar – ein Flügelaltar im Stile der Spätgotik – sowie der Kreuzweg dar. Insbesondere seit der letzten grundlegenden Renovierung in den Jahren 1997 und 1998 gleicht das Gotteshaus sowohl im Innern als auch außen einer Perle, das einige nicht alltägliche Sehenswürdigkeiten in sich birgt. Sein Besuch vielleicht anlässlich einer Tour in die Rhön ist jedem zu empfehlen.
Schon Tradition einer Seniorenwanderung ist eine Einkehr bei Kaffee und Kuchen in gemütlicher Runde, die dieses Mal im Gasthaus „Kühler Grund“ in Eckweisbach stattfand.
Text und Fotos: Bernhard Weber