Bildstockwanderung anlässlich der 750-Jahrfeier Dipperz
Veranstaltet durch den Dipperzer Rhönklub fand anlässlich der diesjährigen 750-Jahrfeier am Palmsonntag eine kulturelle Wanderung zu verschiedenen Kulturdenkmalen, wie Bildstöcke, Feldkreuze in der Ortslage von Dipperz und deren Umgebung statt. Die Führung lag in den Händen von Ehrenbürgermeister Reinhold Hartung, der den 43 Teilnehmern interessante und anschauliche Informationen an den einzelnen Standorten gab.
Im Folgenden soll zur allgemeinen Information zusammengefasst das Wesentliche wieder gegeben werden.
Zunächst zur Geschichte
Die Wurzeln der Bildstöcke reichen bis zur mittelalterlichen Totenleuchte zurück, welche zur Beleuchtung des Friedhofes im Sinne des Gedenkens an die Toten verwendet wurde. Andere sollen an einen Verunglückten oder einen unbeschadet überstandenen Unfall oder eine Heilung von einer Krankheit oder eine glücklich Heimkehr aus dem Krieg oder auch einen lang ersehnten und erfüllten Kinderwunsch erinnern. Die Motive für deren Errichtung sind jedenfalls sehr vielfältig. Hauptsächlich sind diese religiösen Kleindenkmale in den katholischen Landesteilen zu finden. In der Großgemeinde Dipperz befindet sich eine stattliche Anzahl von 54, die sich auf die einzelnen Ortsteile wie folgt verteilen: Armenhof 2, Dipperz 17, Dörmbach 5, Finkenhain, 5 Friesenhausen 9, Kohlgrund 5, Wisselsrod 5 und Wolferts 6. Es ist das allgemeine Anliegen, diese geschaffenen Kulturgüter in einem würdigen Zustand zu erhalten. So wurden seit der Gebietsreform im Jahre 1972 nahezu 40 Kulturgegenstände federführend seitens der Gemeinde in Zusammenarbeit mit den Eigentümern, der bischöflichen Behörde und dem Landkreis Fulda fachmännisch restauriert und auch durch diese Stellen finanziert. In dem von Pfarrer Erwin Sturm aus Rommerz herausgegeben Buch „Die Bau- und Kunstdenkmale im Fuldaer Land“, Ausgabe Herbst 1989, befindet sich eine Beschreibung der Werke.
Die erste Station war das Gefallenenehrenmal, welches im Jahre 1923 gemäß der Gründungsurkunde den Gefallenen zur Ehre, uns Lebenden und späteren Geschlechtern zur steten Erinnerung errichtet wurde. Der Plan stammt von dem Bildhauer Seiler aus Frankfurt, der von einem Johann Winges aus Dipperz ausfindig gemacht wurde. Die darstellende Pieta soll nach der Urkunde folgendes symbolisieren: „Sie ist es, die nach einem verlorenen Kriege, wie der Weltkrieg mit all seinem Kampf und seiner Schwere, mit all seinem Elend und Leid, das über die Menschheit gekommen ist, die Trauer und das zähe Ringen nach besserem Leben zur verkörpern kann.“ Das offene Gebäude über der Skulptur wurde nachträglich errichtet.
Der Weg führte anschließend zur katholischen Kirche, die ein stattlicher Backsteinbau in neuromanischen Formen aus den Jahren 1895/96 ist. Sie wurde errichtet nach dem der Vorgängerbau aus dem Jahre 1801 dem großen Dipperzer Brand vom 2. September 1892 zum Opfer gefallen war. So brannten etwa 50 Gebäude nieder, 25 Familien waren obdachlos. Damaliger Pfarrer von Dipperz war der legendäre Wilhelm Ney, der über eine lange Zeit von 1886 bis zu seinem Tode im Jahre 1935 die Seelsorge ausübte.
In die äußere Pfarrhausgartenmauer (an der Ecke zur Schule) befindet sich ein Steinrelief mit dem Porträt des Pfarrers Wilhelm Ney.
Einen besonderen Charakter spiegelt das kath. Pfarrhaus wider, dass 1842-43 aus Sandsteinquadern errichtet wurde. Es ist ein zweigeschossiger Bau von 5 zu 2 Fensterachsen mit Sandsteinrahmungen der Fenster, Krüppelwalmdach. Auf der profilierten, waagrechten Überdachung der Haustür steht eine neue Holzmadonna (Tiroler Arbeit). Die Steine sollen von einer ehemaligen, im gegenüberliegenden „Schlossgarten“ gelegenen Wasserburg stammen
Ein gewisses Wahrzeichen und beliebtes Fotomotiv ist die Steinplastik auf der Gartenpforte des Gasthauses „ Zur Krone“ der Familie Kircher. Die Gartenpforte hat eine barock profilierte Sandstein- Rahmung mit einem Seitelstein. Darüber steht eine gute spätbarocke Steinplastik der „Immaculata“ = lat. die Unbefleckte (gemeint ist die Gottesmutter Maria) auf der Weltkugel mit Schlange.
Vor dem landwirtschaftlichen Anwesen der Familie Friedrich in der Wilhelm-Ney-Straße befindet sich ein Bildstock aus dem Jahr 1843 – errichtet von einem Caspar Böhm aus Dipperz. Es zeigt ein Kreuzbild bzw. die Heilige Familie. Die Inschrift lautet: „Der für uns am Kreuz starb wird einst unser Richter sein. Der rechte Weg zum Himmel geht durch Geduld im Leide. Willst du bei Jesus leben, leide mit ihm“
Eine weitere Station ist das Kreuz auf dem neuen Friedhof aus dem Jahre 2001. Es hat eine Höhe von 4,95 m und besteht aus Bronze. Der Bogen symbolisiert den Erdkreis. Auf den innen liegenden Rosetten erhoben die Darstellungen Kelch, als ein Symbol für die Eucharistie und Fisch als das Erkennungszeichen der frühen Christen. Weiter sind dargestellt Ähren und Dreschflegel – beide Zeichen stammen aus dem Wappen der Gemeinde; eingebunden und gehalten wird dies vom Kreuz. Geschaffen wurde das Werk von dem Bildhauer Scheuring aus Burghaun.
An der Bundesstraße Richtung Böckels auf der linken Seite befindet sich ein Bildstock aus dem Jahre 1885 – Stifter sind die Vorfahren der Familie Hohmann in Dipperz in der Langenbieberstraße. Wegen des regen Verkehrsaufkommens konnte leider keine Besichtigung vor Ort stattfinden.
Nächste Station ist die barocke Kreuzigungsgruppe am Ortsrand von Dipperz Richtung Fulda mit den Assistenzfiguren Johannes und Maria auf geschweiften Postamenten. Die Stifterinschrift auf dem Kreuzpostament lautet: „Dieses Marter Bild hat Gott Ehren aufrichten lassen der ehrsame Anton Schäfer und Annamargreda Schäferin zu Dipperz 1789“ Heutige Besitzer des Denkmals ist die Gastwirtsfamilie Kircher in Dipperz als Nachfahre.
Ein weiterer Bildstock befindet sich auf dem Wohnhausgrundstück der Familie Helmut Meyer in der Kohlgrunder Straße – geschaffen von dem Bildhauer Landgraf aus Haimbach im Jahre 1987. Auf einem kräftigen Pfeiler befindet sich ein gerundeter Aufsatz mit Relief des Heiligen Antonius des Einsiedlers mit Antoniuskreuz.
Der nächste Besuch gilt dem Bildstock Richtung Kohlgrund, der laut Pfarrarchiv 1686 errichtet wurde. Er ist eine regelmäßige Wallfahrtsstation in der jährlichen Bittwoche.
In der Weberstraße auf dem Grundstück der Familie Hermann Leibold befindet sich ein neugotischer Bildstock aus dem Jahre 1862. Stifter war Andreas Römmelt und Ehefrau Amalia, geb. Hillenbrand. Er wurde 1991 von der Familie Leibold farbig restauriert.
Letzte Station der kulturellen Wanderung ist die Marienstatue auf dem Wohngrundstück der Familie Dietrich in der Weberstraße. Sie wurde um 1885 von Adelheid und Kuno Bott errichtet. Der Standort wurde 1990 neu gestaltet. Die Inschrift lautet: „Oh Herr gib den Armen Seelen die ewige Ruhe“
Die Wanderung bot einmal eine gute Gelegenheit, sich mit den örtlichen kulturellen Denkmalen in der unmittelbaren Umgebung zu befassen und deren Geschichte kennen zu lernen, an denen man im Alltag bisher vielleicht etwas gedankenlos vorüber gegangen ist und diesen künftig möglicherweise etwas mit einem anderen Blick begegnen wird.
Die Veranstaltung endete mit einem gemütlichen Beisammensein mit Kaffee und Kuchen im Bürgerhaus.
Ein besonderer Dank gilt dem Wanderführer Reinhold Hartung für die sorgfältige Zusammenstellung und anschauliche Darstellung unserer vielfältigen Denkmale sowie den Rhönklubmitgliedern für die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung.
Text: Bernhard Weber