Seniorenwanderung rund um das Hoch-Rhöndorf Birx
Am 20. Mai 2010 fand die traditionelle Monatswanderung der Rhönklubsenioren rund um das Rhöndörfchen Birx statt. Die Vorbereitung und Wanderführung der 25 Personen starke Gruppe oblag den wahren Rhönkennern, Emmi und Ottmar Trapp.
Je mehr wir uns dem Ausgangspunkt unserer Wanderung nähern, um so mehrt verhüllen die Rhönnebel die Landschaft. Ungeachtet dessen beginnen wir die Wanderung durch den Ort Richtung Dreiländereck, dessen ehemaliger Grenzwachtturm diesmal nicht zu erblicken ist. Ein Stück des Weges begehen wir die Betonfahrbahn des ehemaligen eisernen Vorhangs. Ein Zielpunkt ist der Aussichtspunkt am Bildstein, der einen Einblick in die Größe und Tiefe des gleichnamigen Basaltsteinbruchs bietet. Aufgrund des vorherrschenden Nebels bietet sich ein eigenartiger Blick so als ob man über die Weite eines Meeres schaut. Ein kleiner Abstecher vom Wanderweg führt zum Gerstenstein.
Ein Grenzzwischenfall ging hier 1962 in die deutsch-deutsche Geschichte ein: Der 20 Jahre alter Offiziersanwärter Hilpert Spohr aus Heilbronn hatte zusammen mit drei Freunden einen Ausflug zur innerdeutschen Grenze unternommen und dabei den drei Meter hohen „Gerstenstein“ auf dem Gebiet der DDR trotz Warnschilder erklettert. Der DDR-Postenführer Lothar Kießling sah die jungen Männer auf dem Felsen und entschloss sich der „Grenzprovokation“ ein Ende zu bereiten. Er soll nach einem Zuruf und Abgabe eines Warnschusses aus einer Entfernung von wenigen Metern mit dem Maschinengewehr auf die jungen Männer geschossen und dabei einen der drei Besucher schwer verletzt haben.
Ein sechs Meter langes Transparent mit der Aufschrift: “An dieser Stelle wurde der Gefreite Lothar Kießling zum Verbrecher“ wurde auf Privatinitiative aufgestellt. Auf ostdeutscher Seite wurde eine Gegentafel errichtet, auf der Hilpert Spohr als Provokateur bezeichnet wurde.
Nach der Wende, 36 Jahre nach dem Ereignis, wurde der Fall noch einmal vor Gericht aufgerollt und dabei festgestellt, dass nach dem Warnruf und Warnschuss sich keine Regung der Zugerufenen zeigte und durch Kießling deshalb auf die Beine von Spohr geschossen wurde.
Beide sollen sich danach ausgesprochen und versöhnend die Hand gereicht haben.
(Entnahme aus der aufgestellten Infotafel)
Vernehmbares Hundegebell lässt darauf schließen, dass wir uns Birx nähern. Im Nebelgrau werden auch schemenhaft die ersten Häuser sichtbar. Ein gepflegtes schmuckes Dörfchen ist es geworden, dessen Flurgrenze bis zum Dreiländereck reicht, wo Hessen, Bayern und Thüringen zusammentreffen. Bonifatius – so die Geschichte – soll es gegründet haben. Die Gemeinde war im 500 m Sperrgebiet und von Grenzsperranlagen nahezu eingegrenzt. Es bestand nur die Möglichkeit nach Osten in Richtung Frankenheim zu gelangen. Um 1961 wurden drei Familien (15 Personen) aus politischen Gründen ausgesiedelt. Dabei waren auch die Eigentümer der Birxmühle in Richtung Seiferts, die später dem Erdboden gleichgemacht wurde. 1974 sollte Birx dem Erdboden gleichgemacht werden. Von diesem Vorhaben ist man aber seitens der DDR-Oberen zum Glück wieder abgekommen. Die Geschichte von Birx ist eng mit dem benachbarten Frankenheim verbunden. Birx liegt 750 m hoch und hat ca. 190 Einwohner. Die schlichte kleine Kirche im neuromanischen Stil wurde 1870 erbaut. Sie zu besuchen und das „Lobe den Herren“ erklingen zu lassen, war für uns eine Selbstverständlichkeit.
Im Gasthaus „Rhönstübchen“ bei Kaffee und Kuchen und/oder einem Gläschen Gerstensaft wird noch in geselliger Runde der eine oder andere Gedanke ausgetauscht und findet die gelungene Nachmittag seinen Ausklang.